Lavastein-Blog – aktuelle Informationen aus La Palma: Was macht der Vulkan? – Wie ergeht es den Menschen? – Infos rings um die Isla Bonita…
Liebe LeserInnen,
in meinem Buch Lavasteinzeit enden die Nachrichten über die Geschehnisse auf La Palma Mitte Februar 2022, weil es zu diesem Zeitpunkt in die Druckerei ging. Doch hier auf meiner Website möchte ich alle Interessierten auf dem Laufenden halten, wie es auf der Insel weiterläuft. In Form von kurzen Informationen und dem einen oder anderen kleinen Beitrag. Im Lavastein-Blog lesen Sie Nachrichten von der Insel La Palma, monatlich sortiert und die aktuellsten immer oben.
Karneval etwas anders als sonst. Wegen der Covid19-Pandemie ist es auch am Rosenmontag 2022 nicht möglich, den ausgeflippten weißen Karneval in der Hauptstadt Santa Cruz de La Palma wie früher mit zigtausenden Menschen in den engen Gassen zu feiern. Ersatzweise gibt es einen Día de Los Indianos light, bei dem statt wilden Polvo-Schlachten Geschichten über dieses inzwischen weltberühmte Ereigniss erzählt und kleine Events für Kinder durchgeführt werden.
Bei Día de Los Indianos parodieren die Palmeras und Palmeros ihre Vorfahren, die einst arm nach Kuba auswanderten und später reich auf die Insel zurückkehrten. Deshalb tragen am Día de Los Indianos alle helle Kleidung im Kolonialstil, schleppen Koffer und Papageien durch die Straßen und feiern ihre Galleonsfigur, die Negra Tomasa.
Auch der Karneval in der Schule von Puntagorda verläuft anders als gewohnt – und zwar im Blick auf die Kostüme. Superman? Cowboy? Prinzessin? Nein, die traditionellen Karnevalsoutfits haben nach dem Vulkanausbruch bei den Kids in Puntagorda keine Chance mehr. Zum Rosenmontag 2022 verkleiden sich die Kinder mit den inzwischen inselweit bekannten roten Warnwesten als VulkanolgInnen des IGN. Damit hat sich der Einsatz der WissenschaftlerInnen wohl gelohnt, die in den vergangenen Wochen durch die Schulen auf La Palma getourt sind und dem Nachwuchs ihre Erlebnisse am Fuße des feuerspuckenden Berges erzählt haben.
Drei Sonnen scheinen auf der Isla Bonita. Im Osten von La Palma geht die Sonne jeden Tag auf, aber seit Ende Februar 2022 kommt noch eine zweite dazu: Der Gastronomie-Award Sol des Gastroführers Guía Repsol leuchtet jetzt auch im Restaurant Casa Osmunda in Breña Alta! Im Westen der Insel ist eine weitere Sonne längst Dauergast, denn das Restaurant des Hotels Hacienda de Abajo in Tazacorte darf sich mit diesem Gourmet-Pokal schon im vierten Jahr in Folge schmücken – ein Zeichen qualitiativer Konstanz im Küchen- und Servicebereich. Insgesamt erhielten 83 Lokale in ganz Spanien den Sol-Award.
Wie heiß ist die Lava? Auf der Website Zoom-Earth kann man sehen, wo im vom Vulkan ausgestoßenen Gestein noch immer große Hitze herrscht. Weil die Temperaturen je nach Höhe der Lava laut den Forschenden stellenweise immer noch 500 Grad Celsius und mehr betragen, mussten auch die Bagger stoppen, die angefangen hatten, eine Notstraße Richtung Las Norias über das Lavameer zu bauen, um eine Verbindung in den abgeschnittenen Süden zu schaffen. Am 27. Februar stehen die Baufahrzeuge noch immer still, denn das Ergebnis einer Studie muss abgewartet werden.
Schritte in Energie für La Palma umwandeln. Weil viele vom Vulkan Betroffene befürchten, dass sie nach dem Abebben der Berichterstattung in den Medien vergessen werden, sollen künftig in Madrid sportliche Aktionen stattfinden, um weiterhin Spenden zu sammeln. Die Initiative beginnt am 6. März unter dem Motto Todos por La Palma – Alle für La Palma. Geplant sind im Laufe des Jahres 2022 mehr als 50 Sportveranstaltungen für den guten Zweck. Die Organisatorin der Veranstaltung, Paloma Fernandez, lädt Spaziergänger, Läufer, Radfahrer, Triathleten und Organisatoren von Sportveranstaltungen ein, sich der Initiative anzuschließen, damit „Schritte und Pedalbewegungen in Energie für La Palma umgewandelt werden“.
Cabildo liefert Wasser an die Südufer des Lavameers. Seit der zweiten Januarwoche wurden knapp tausend Wasserlieferungen in das südliche Katastrophengebiet gebracht. Dort müssen die Menschen ihre Häuser und Gärten von der Asche reinigen, obwohl die öffentliche Wasserversorgung noch nicht funktioniert. Um die „Normalität so schnell wie möglich wiederherszustellen“ erfolgt laut Inselrätin Nieves Rosa Arroyo ein Teil der Lieferungen durch das Cabildo. Weitere Wassertransporteure seien die Feuerwehr La Palma, auf der Insel stationierte BRIF-und EIRIF-Einheiten, Mitarbeiter des Nationalparks La Caldera de Taburiente, eine Feuerwehreinheit aus Gran Canaria, die Feuerwehr von San Bartolomé de Tirajana sowie das Gesplan-Team und die Stadtverwaltung von El Paso. Das Wasser werde in Zusammenarbeit mit den Stadtverwaltungen von Fuencaliente und Los Llanos de Aridane gewonnen.
Opfer des Vulkans protestieren. Immer öfter gehen Menschen, denen der Vulkan Hab und Gut genommen hat, auf die Straße. Die Nerven liegen außerdem bei den rund 2.000 Personen blank, die nach wie vor wegen der Gasgefahr im Bereich Puerto Naos evakuiert sind oder wegen zu viel Asche und fehlendem Wasser wie in Las Manchas trotz Evakuierungsaufhebung noch nicht in ihren Häusern leben können. Am 24. Februar protestieren sie vorm Cabildo in Santa Cruz, und mehrere hundert Menschen kommen am 25. Februar auf der Plaza in Los Llanos zu einer von den Nachbarschaftsverbänden einberufenen Versammlung zusammen. Sie fordern, dass die Hilfen aus den lokalen, regionalen und staatlichen Töpfen schneller bereitgestellt werden und „echte“ Lösungen im Blick auf Wohnraum – viele sind mit beispielsweise nicht damit einverstanden, dass sie in Modulhäusern aus Containern untergebracht werden sollen. Außerdem verlangen sie mehr Beteiligung am Wiederaufbau und betonen erneut, dass das für die Vulkanbetroffenen gemachte Gesetz zum Bau von Wohnraum in ländlichen Gebieten nicht nur im Aridanetal Anwendung finden soll – dazu hat das Cabildo bereits einen Antrag an die Kanarenregierung gestellt.
Vulkan dampft nach wie vor aus. Es ist der 25. Februar 2022 und insbesondere aus dem Ostschlot des Vulkans steigen ungebrochen Wasserdampf und Gase in den Himmel – am 25. Dezember wurde der Feuerspucker rückwirkend zum 13. Dezember 2021 für erloschen erklärt. Die Erdbebenlage ist jedoch relativ ruhig, das zeigt ein Blick auf die Seite des Instituto Nacional Geografico (IGN), es gibt keine Verlautbarungen über Bodenhebungen, und somit scheint die Gefahr einer Reaktivierung sehr gering. Auch den Qualm bezeichnenden die Forschenden als „normal“, dennoch messen IGN und INVOLCAN täglich verschiedene Parameter am Kegel und an den Lavafeldern.
CORONA-Lage auf den Inseln. Zum 26. Februar gibt es 365 aktive COVID-19-Fälle auf La Palma. Ein Patient liegt weiterhin auf der Intensivstation und sieben werden stationär im Hospital General betreut.
Auf den Kanarischen Inseln steigt die kumulative Inzidenz nach 7 Tagen auf 449,64 Fälle und nach 14 Tagen auf 725,84 Fälle pro 100.000 Einwohner.
Zum Vergleich: Auf Teneriffa sind am 26. Februar 5.999 epidemiologisch aktive Fälle und auf Gran Canaria 6.609 aktiv Fälle unter Beobachtung. Lanzarote zählt 547 COVID-Patienten, Fuerteventura 794.
Erste Wohncontainer sind da. Am 24. Februar treffen die fünf ersten von insgesamt 85 von der Kanarenregierung bestellten modularen Häuser aus Galizien im Hafen von Santa Cruz ein. Die meisten der provisorischen Häuser werden in der Gemeinde Los Llanos aufgestellt, da viele Betroffene von hier stammen und bleiben wollen.
Profiteure am Start. Der kanarische Minister für ökologischen Übergang, Kampf gegen den Klimawandel und Raumordnung, José Antonio Valbuena, erwähnt im Parlament, dass die Grundstückspreise in den dafür freigegebenen ländlichen Gebieten auf La Palma inzwischen teilweise von 3 auf bis zu 90 Euro pro Quadratmeter gestiegen seien. Auf der Insel nenne man die Eigentümer dieser Ländereien „die Profiteure – los aprovechados“. Sie verhielten sich „unsolidarisch und unmoralisch, weil das Geld aus Spenden und öffentlichen Kassen in ihren Taschen landet“.
Wie wirkt sich der Krieg in der Ukraine auf La Palma aus. Wir leben in gefährlichen Zeiten: Am 24. Februar 2022 erklärt Russland der Ukraine den Krieg. Was bedeutet dies für die Menschen in Spanien, die weit entfernt dieses Konflikts am südlichen Ende Europas leben, fragt man sich unwillkürlich? Auf La Palma hat die Krise eine ganz direkte Folge: Die für Freitag, 25. Februar, auf der Insel geplante Konferenz der spanischen Regionalpräsidenten wird ebenso wie die geplante Huldigung an die palmerische Bevölkerung für ihr vorbildliches Verhalten während der Vulkankrise durch das spanische Königspaar abgesagt – ein paar Tage später werden diese Events auf den 13. März verlegt.
Am 25. Februar bringt die aus La Palma stammende Kanarenministerin für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei, Alicia Vanoostende, ihre Befürchtung zum Ausdruck, dass der Krieg in der Ukraine eine „maximale Unsicherheit“ im Blick auf die Entwicklung der Preise für Viehfutter” mit sich bringe – bereits im vergangenen Jahr seien diese gestiegen. Laut Vanoostende besteht die Gefahr, dass die lokale Milch- und Käseproduktion unrentabel werden. Zur Abmilderung will man eine Erhöhung der Subventionen einfordern. Außerdem sei es notwendig, eigene Futtermittelkulturen anzulegen.
Nach dem Angriff verurteilt Spaniens Premierminister Pedro Sánchez die russische Aggression gegen die Ukraine und erklärt, er koordiniere eine Reaktion in engem Kontakt mit den Partnern in der Europäischen Union und der NATO.
Im Blick auf wirtschaftliche Beziehungen gab es 2021 einen Export von spanischen Gütern im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro nach Russland – das ist nur ein Bruchteil der deutschen oder französischen Exportabhängigkeit vom russischen Markt.
Spanien könnte jedoch durch die Sanktionensauswirkungen auf Deutschland und Frankreich in der Folge betroffen sein. Im Blick auf russisches Erdgas deckt Spanien unter 10 Prozent seines Bedarfs aus dieser Quelle dank Erdgas-Verträgen mit Algerien – Deutschland dagegen kauft mehr als 50 Prozent in Russland. Dass Putins Krieg in irgendeiner Art auch Spanien betreffen könnte, ist für die im Februar 2022 vom Markforschungsinstitut DYM Befragten eine reale Sorge: 56,3 Prozent zeigten sich als “sehr” oder “ziemlich” besorgt.
Die spanische Ministerin für Territorialpolitik, Isabel Rodríguez, verwies auf den schwierigen Kontext, in dem sich Europa befinde: “Es ist wichtig, aufzuklären, die Europäische Union trifft komplexe und beispiellose Entscheidungen, massive Sanktionen, die wirtschaftliche Folgen für alle haben werden, aber es ist wichtig für die spanische Bevölkerung zu wissen, dass es für die europäische Wirtschaft und für unser Land teurer gewesen wäre, wenn wir nichts getan hätten.” Die Ministerin sagte weiter, dass bei den Entscheidungen “Besonnenheit, Ruhe und Mäßigung aber auch Entschlossenheit” gefordert seien, um den gemeinsamen europäischen Raum und die Demokratie zu schützen, den Frieden zu fördern und dem ukrainischen Volk zu antworten, das von Russland massakriert und angegriffen wird”. Die spanische Regierung habe sich bereits am vergangenen Wochenende innerhalb der EU dazu verpflichtet, die Ukraine mit den notwendigen Mitteln auszustatten, um sich selbst zu verteidigen. “Wir zählen auf die Einheit in Europa, die Einheit mit unseren Verbündeten, die Einheit, um uns selbst zu schützen und gegen diesen Krieg zu kämpfen”, betonte sie.
Wohnraum für die Vulkanopfer. Mehr als zwei Monate nach dem Ende der Eruption sind am 24. Februar 2022 noch immer 412 Menschen in Hotels auf La Palma untergebracht, und circa 2.000 Personen leben in Zweitwohnungen, in gemieteten Häusern oder bei Verwandten und Bekannten. EinTeil von ihnen wurde von den Lavaströmen aus ihren Häusern vertrieben, ein anderer Teil sind Evakuierte aus den wegen nach wie vor hohen Gaskonzentrationen unbewohnbaren Orten El Remo, Puerto Naos und La Bombilla an der Westküste. Die Kanarenregierung hat inzwischen die Schlüssel für 81 Wohnungen und Bauten überreicht, in den nächsten Wochen sollen 25 und bis Ende dieses Jahres nochmal 80 Fertighäuser dazukommen. Den Betroffenen geht das alles jedoch nicht schnell genug – immer wieder gibt es Demonstrationen.
Erstes Orthofoto vom Katastrophengebiet. Auf der Grafcan-Website der Kanarenregierung kann das erste Orthofoto vom Ausbruchsgebiet des La Palma Vulkans betrachtet werden. Wie das zuständige Ministerium weiter mitteilt, zeigt es die Realität, nachdem die Lava durchgeflossen ist. Dieses per Satellit aufgenommene Bild stammt vom 14. Januar 2022 und umfasst die betroffene Fläche von 1.241,08 Hektar sowie Daten zur Höhe der Lava an jedem Punkt des betroffenen Geländes. Ein Orthofoto ist eine verzerrungsfreie und maßstabsgetreue Abbildung der Erdoberfläche, die aus Luft- oder Satellitenbildern abgeleitet wird. Die Nutzung des Grafcan-Viewers ist im Jahr 2021 mit durchschnittlich 7.900 Besuchen pro Tag – das sind 20 % mehr als im Jahr 2020 – deutlich gestiegen. Der spezielle Bereich über den Vulkanausbruch auf La Palma, der täglich entsprechend dem Fortschritt der Lavaströme aktualisiert wurde, verzeichnete in den letzten vier Monaten des vergangenen Jahres 122.789 BesucherInnen.
Wird das öffentliche-Aufträge-Gesetz durch die Notlage außer Kraft gesetzt? Am 23. Februar fordert das kanarische Parlament die spanische Regierung auf, ein königliches Dekret für den Wiederaufbau von La Palma nach dem Vulkanausbruch zu genehmigen. Ziel: Aufträge sollen direkt vergeben werden können, um den Wiederaufbau durch das Verringern von Verwaltungsaufwand zu beschleunigen. Damit könne man komplexe Ausschreibungsverfahren vermeiden – dem steht bisher allerdings das Gesetz über das öffentliche Auftragswesen im Wege.
Auszeichnungen nach der Eruption für Freiwillige und INVOLCAN. Am 22. Februar werden palmerische Organisationen, die bei der Vulkankrise ehrenamtlich gearbeitet haben, von der Inselregierung ausgezeichnet. Inselpräsident Mariano Zapata: „Wir sind uns der unschätzbaren Arbeit bewusst, die in all diesen Monaten von den Gruppen geleistet wurde, ohne Pause und immer auf der Suche nach dem Besten für alle vom Vulkan Betroffenen.“ Für die Zivilschutzverbände in den verschiedenen Gemeinden sowie für die Asociación de Ayuda en Emergencia Anaga (AEA), für die Freiwillige Feuerwehr und die Asociación Voluntaria medioambiental Sin Suela gab es Preise in Form von TETRA-Funkkommunikationsendgeräten sowie eine Anerkennungsurkunde für ihr selbstloses Engagement. Darüber hinaus ehrt das spanische Innenministerium den Einsatz des Instituto Volcanológico de Canarias: Den INVOLCAN-Forschenden wird die Silberne Verdienstmedaille für Katastrophenschutz verliehen, weil ihre Arbeit in diesem Notfall unerlässlich gewesen sei. Das kanarische Vulkaninstitut mobilisierte während des Ausbruchs mehr als 150 WissenschaftlerInnen, die auf der Insel Daten sammelten.
Gelder für Vulkanopfer fließen ständig weiter. Bis zum 21. Februar hat die Kanarenregierung aus den staatlichen Hilfstöpfen für die vom Vulkan Betroffenen mehr als 286 Millionen Euro ausbezahlt. Das meiste davon – knapp 136 Millionen Euro – wurde in die Beschaffung von Wohnraum investiert. Dazu gehören unter anderem der Kauf von Wohnanlagen und Fertighäusern durch die Kanarenregierung, die Hotelunterbringungen, die Entschädigungszahlungen von 60.000 Euro pro Verlust eines Erstwohnsitzes sowie die Schadensregulierungen des Consorcio de Compensación de Seguros für versicherte Häuser. Weitere Gelder sind für die Bereiche Soziales, Arbeitsbeschaffung, Selbständige und Landwirte bestimmt. Im zentralen Melderegister für die Vulkanopfer gibt es zum 21. Februar 2022 genau 5.450 Hilfsanträge. Laut Pressemitteilung sind 4.417 abgearbeitet – das wären 89,5 Prozent. Der Umfang der vom spanischen Staat zur Verfügung gestellten Mittel beläuft sich auf insgesamt mehr als 444 Millionen Euro, die nach und nach bereitgestellt werden.
Plan fürs Revival des Aridanetals. Die Inselverwaltung von La Palma, die Kanarenregierung und der spanische Staat arbeiten an einem Dokument über Prioritäten und Kosten des Wiederaufbaus. Es soll im Mai 2022 fertig sein. Basis dafür ist das Bürgerbeteiligungsprojekt zur Wiederbelebung des Aridanetals Revir el Valle. An dem Rivival-Plan beteiligt sind das Cabildo, die Kanarenregierung, El Paso, Los Llanos und Tazacorte sowie die Universität La Laguna auf Teneriffa.
Gasmessgeräte für sichere Rückkehr der Evakuierten in den Küstendörfern. Die Generaldirektion für Sicherheit und Notfälle hat dem Cabildo von La Palma 13 mobile Gasmessgeräte zur Verfügung gestellt. Wie die der Kanarenregierung unterstellte Behörde am 21. Februar weiter mitteilt, kommen sie in La Bombilla, Puerto Naos, El Remo und im nördlichen Bereich des Camino José Pons La Jurona in El Paso zum Einsatz. Es handelt sich um vier Baken und neun Sensoren, die kontinuierlich Standortdaten und Gasmesswerte an das operative Koordinationszentrum CECOPIN übermitteln. Neben der weiteren Überwachung der Gase und der Analyse der Entwicklung der Werte soll mit der Installation dieser Apparate sichergestellt werden, dass die Rückkehr der Menschen in ihre Wohnungen kontrolliert erfolgt, um ihre körperliche Unversehrtheit zu gewährleisten. Die Baken messen in Echtzeit Sauerstoff (O2), brennbare Gase, Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO2) und Schwefelwasserstoff (H2S).
Der Bau der Mole in La Bombilla hat begonnen. In dem nur einen Kilometer von Puerto Naos entfernten Dorf entsteht seit Mitte Februar eine Anlegestelle für ein Schiff, dass eine Verbindung zwischen Tazacorte und den von der Lava abgeschnittenen Orten La Bombilla, Puerto Naos und El Remo schaffen soll. Experten schätzen die Bauzeit auf sechs Monate, allerdings hänge diese auch vom weiteren Verlauf der Gasentwicklung in diesem Bereich und dem Zustand des Meeres ab. Die Arbeiter sind mit Atemschutzgeräten und Gasdetektoren ausgerüstet. Nachdem der Notstand aufgehoben wurde, und der spanische Staat seine während dieser Zeit zum Transport eingesetzten Landungsboote abzog, müssen wieder alle, die in diese Küstenorte wollen, den gigantischen Umweg über den Süden der Insel machen. Insbesondere Landwirte sind gezwungen, diese Strapaze auf sich zu nehmen, um ihre Fincas im Gebiet von El Remo bis La Bombilla kontinuierlich zu wässern.
Warnungen per Megaphon. Um die Sicherheit der Menschen zu erhöhen, installiert das Cabildo – das ist die Inselverwaltung – im Rahmen des Projekts La Palma Smart Island ein drahtloses Beschallungsnetz. Dabei werden 30 Lautsprecher auf der Insel verteilt, über die in Notfällen wie Gas-Austritten, gefährlichen Wetterlagen, Waldbränden oder Überschwemmungen unverzüglich Warnmeldungen ertönen. Die Leitung hat das Koordinationszentrum CECOPIN; die Megaphone können je nach Gefahrensituation inselweit oder auch nur in bestimmten Gebieten aktiviert werden.
Lasterkarussel in Sachen Asche. Bis zum 19. Februar wurden 60.000 Kubikmeter Vulkanasche zum Zwischenlager in Las Manchas gebracht. Wie das Cabildo weiter informiert, arbeite man bei dieser Herkulesaufgabe mit mehr als 40 Firmen zusammen und investiere monatlich rund 400.000 Euro aus dem staatlichen Topf für den „außerordentlichen Beschäftigungsplan“. Während der Eruption gingen nach Expertenschätzungen insgesamt rund 50 Millionen Kubikmeter Asche auf die Insel nieder, wobei die Gebiete direkt am Vulkan wie Las Manchas am stärksten verschüttet wurden. Aus diesem Grund bitten Menschen aus diesem Gebiet am 20. Februar erstmals um freiwillige Hilfe bei der von ihnen nicht zu bewältigenden Aufgabe, ihre Häuser von der Asche zu befreien. Dazu werden sogenannte „Nachbarschaftstage“ in Las Manchas veranstaltet. (Anmerkung von Gudrun: In einem Gespräch mit einer Gutachterin des Consorcio de Compensación de Seguros in Las Manchas erfuhr ich, dass wer sein Haus versichert hatte, je nach Police auch Geld erhält, um jemanden für die Aschebeseitigung zu engagieren.)
Heiße Lava: Die Bagger stehen still. Mitte Februar stehen die Bagger auf der Lava in La Laguna still. Bevor die geplante Notstraße zu den isolierten Zonen in den Süden über das versunkene Todoque nach Las Norias und der neuen Straße nach Las Manchas weitergebaut werden kann, muss eine Studie über die teils noch sehr hohen Temperaturen im Lavameer gemacht werden – der Plan ist, diese Trasse noch vor dem Sommer 2022 fertigzustellen. Solange wird allerdings im Bereich des Camino San Isidro bei Tazacorte, im Zentrum von La Laguna und an der Straße zum Cruz Chica weitergearbeitet. Dazu hat das Cabildo potentere Maschinen auf die Insel bringen lassen. Mit Hilfe von Boliden wie dem Carterpillar D10-Bagger rückt man der Lava nun verstärkt zu Leibe.
Das El Electrón soll ein Museum werden. Mitte Februar schenkt der Energieversorger Endesa das älteste Elektrizitätswerk der Kanaren der Stadt Santa Cruz de La Palma. Das einst mit Wasserkraft betriebene El Electrón im Barranco del Rio oberhalb der Hauptstadt wurde 1954 stillgelegt, als das bis heute arbeitende Wärmekraftwerk Los Guinchos in Betrieb ging. Der Strom aus dem El Electrón hatte es 1893 ermöglicht, die Straßen in Santa Cruz mit Glühbirnen in den Laternen zu beleuchten. Bürgermeister Juan José Cabrera will aus dem Kraftwerk nun ein Museum machen.
Details und noch mehr schöne alte Fotos vom El Electrón kann man auf der Internetseite von Fernando Rodríguez namens Palmeros en el Mundo entdecken. Auf Spanisch, aber wozu gibt es denn die immer besseren Übersetzungsprogramme?
Besorgte UmweltschützerInnen. Die Umweltschutz-Vereinigung Asociación Ecologista Centinela befürchtet, dass die Ausnahmeregelung für Notstandsarbeiten – etwa im Straßenbau – von der Inselverwaltung missbraucht werden könnte. Der Verein erklärt Mitte Februar 2022 in einer Pressmitteilung, dass „durch die vom Vulkan gebotenen Möglichkeiten“ auch andere Projekte als vom Vulkan verursachte unter dem „Deckmantel des Notstands“ durchgeführt werden könnten. Als Beispiele nennen die UmweltschützerInnen die seit vielen Jahren angedachte Süd-Verbindung von El Remo nach La Zamora oder die Umgehungsstraße von El Paso. Die Öko-Aktivisten unterstellen dem Cabildo, „dass sie diese millionenschweren Bauvorhaben von Hand vergeben wollen, um das vorherige Enteignungsverfahren und jedes Verfahren im Zusammenhang mit der Bürgerbeteiligung und der Umweltprüfung zu umgehen“ und argwöhnen „freie Hand für Verschwendung, Vetternwirtschaft und Korruption“.
Grundstückspreise im Aridanetal steigen. Am 10. Februar berichtet die Online-Zeitung El Time vom „Erwachen großer Immobilienspekulationen“. Durch das im Januar 2022 verabschiedete Gesetzesdekret, das den vom Vulkan Betroffenen Menschen den Bau neuer Häuser in ländlichen Gebieten in den Gemeinden El Paso, Los Llanos und Tazacorte ermöglicht, seien die Preise für Land dieser Art „in die Höhe geschossen“. Inselpräsident Mariano Zapata rät den Bauwilligen, sich in Geduld zu üben: „Es gibt ein großes Angebot an Grundstücken“. Alles sei letztlich eine Frage von Angebot und Nachfrage. 573 Menschen haben durch die Lava ihren Erstwohnsitz verloren. Das Cabildo unterstützt unterdessen die Forderung der Geschädigten, dass das Gesetz nicht nur im Ardianetal, sondern auf der ganzen Insel Anwendung findet und stellt einen entsprechenden Antrag an die Kanarenregierung.
Sicherheit für Inselgäste im Lavafeld und am Vulkan. Am 15. Februar berichtet Inselrätin Nieves Rosa Arroyo, dass vier Besucherpunkte eingerichtet werden, wo sich Urlaubende und Einheimische dem Vulkan und den Lavaströmen sicher nähern können. Dazu sollen eingezäunte Wege mit geführten Routen angelegt werden – einer davon in der Zone von Cabeza de Vaca, wo der Feuerspucker am 19. September 2021 ausbrach. Anwohner der lavanahen Wohngebiete hatten sich bei der Online-Zeitung El Time beschwert, dass Inselgäste – manchmal sogar busweise – die nur für Anwohner deklarierten Zonen durchfahren, um zu den Lavaströmen zu gelangen. Problematisch sei dabei, dass die Häuser nachts oft noch leer und somit unbewacht seien, da es bisher kein Wasser gebe. Die Urlaubenden brächten sich auch selbst in Gefahr, da sie auf den oft noch heißen und womöglich brüchigen Lavaströmen spazierengingen. Nieves Arroyo veranschaulicht das Problem aus Sicht der Inselverwaltung: Um die Menschen vom gefährlichen Betreten des Lavameers abzuhalten, benötige man ein Gesetz, das es nicht gebe. Deshalb könne das Cabildo bisher nur warnen und warten, bis die Kanarenregierung Teile der schwarz-grauen Wüste unter Schutz stelle.
Gleiche Chancen für alle vom Vulkan Betroffenen. Menschen aus dem Gebiet El Alcalá-El Paraíso, die ihre Gebäude nicht versichert hatten, verlangen Mitte Februar Gerechtigkeit. Grund: Als der Vulkan ausbrach, mussten sie unverzüglich fliehen, um der Lava zu entkommen – oft nur mit dem, was sie am Leib trugen. Weil große Teile dieses Bereichs in den ersten 24 Stunden ausradiert wurde, konnte die vom Consorcio de Compensación de Seguros eingeräumte 7-tägige Nachversicherungsfrist hier nicht genutzt werden – im Gegensatz zu anderen Nicht-Versicherten in den weiter unten gelegenen Orten. Der Bürgermeister von El Paso, Sergio Rodríguez, will das Anliegen unterstützen.
CCS reguliert immer mehr Schäden. Das Consorcio de Compensación de Seguros (CCS) hat bis zum 8. Februar 113,7 Millionen Euro an versicherte Opfer der vulkanischen Katastrophe auf La Palma bezahlt. Diese Summe erhielten EigentümerInnen von 999 Bauten, 135 Autos, 115 Firmen und 13 Industrieanlagen. Alle diese Objekte wurden von der Lava im Zuge des dreimonatigen Ausbruchs von September bis Dezember 2021 zerstört.