Lavasteinzeit
Vulkanbuch von Gudrun Bleyhl – Making of
Liebe Leserinnen und Leser,
während des Vulkanausbruchs auf La Palma von September bis Dezember 2021 schrieb ich das Buch Lavasteinzeit. Mein Mann Harry und ich verbrachten diese von Erdbeben, Explosionen und Emotionen bewegten Monate in unserem Haus in Tajuya, das genau an der Grenze zu den evakuierten Zonen am Vulkan liegt.
Sprich: Wir mussten machtlos mitansehen, wie die Lava die Wohngebiete südlich und westlich von uns zermalmte und saßen wegen der unsicheren Lage unseres Hauses lange drei Monate auf gepackten Koffern. Denn es war ständig möglich, dass das Monster auf dem Berg neue Spalten in alle Richtungen aufriss, und die rotglühende Gesteinswalze auch unser Zuhause verschluckte.
Leute aus dem Bekannten- und Freundeskreis oder JournalistInnen aus Deutschland fragten und fragen mich immer wieder, warum wir nicht einfach weggegangen sind. Tatsächlich verließen viele die Insel oder zogen in Gebiete auf La Palma, wo man die wütende Bestie nicht sah und ihre Gewalt weniger spürte. Aber wir standen die harte Zeit durch: Das Dach und die Terrassen des Hauses mussten ständig von der Asche befreit werden, die insbesondere während der explosiven Phasen des Vulkans und bei Südwind unentwegt auf uns herabrieselte. Über Nacht fielen da schon mal ein paar Zentimeter Feinstaub, Sand oder grobe Körner, die Lapillis heißen. Wir mussten das Zeug so schnell wie möglich wegkehren, denn es ist sauschwer. Macht man das nicht kontinuierlich, hilft später nur noch anstrengendes Schaufeln, oder Dächer und Carports brechen über kurz oder lang zusammen. Grund Nummer 2 für unser Durchhalten: Die Pflanzen im Garten mussten während der Eruption nicht nur gewässert, sondern auch ständig abgespritzt werden. Sonst wären sie unterm Ruß erstickt.
Also hielten wir durch. Weil das mal stärkere, mal schwächere Gewummere des aggressiven Steinhaufens, Ascheregen, giftige Schwefelverbindungen in der Luft und die immer stärker werdenden Erdbeben an der Psyche kratzten, begann ich zu schreiben. Dabei konzentrierte ich mich auf den Text, und das lenkte hervorragend vom Affentheater des selbstdarstellerischen Vulkans ab, das ansonsten unsere Tage bestimmte.
Meine lockeren Aufzeichnungen auf meinem i-Pad schickte ich meiner Tochter Stephie im November 2021 nach Deutschland. Sie las mein elektronisches Tagebuch, und obwohl sie in der Firma Audio System ihres Mannes in Hambrücken und mit ihren beiden Kindern Kim und Nick alle Hände voll zu tun hat, rief sie mich schon nach kurzer Zeit an und sagte: „Mama, ich fand es so spannend, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen – das könnte ein Buch werden“. Okay – ich mache immer, was meine Tochter mir sagt, und schrieb munter weiter. Jetzt brauchte ich nur noch einen Titel… Der fiel mir irgendwann sozusagen im Schlaf ein, denn ich wachte eines Morgens auf und wusste, dass das Buch Lavasteinzeit heißen musste.
Durch Stephies Lob mutig geworden, schickte ich meine Aufschriebe mit dem Aus des Vulkans zu Weihnachten 2021 an Claudia Gehrke. Denn die Verlegerin vom Konkursbuchverlag in Tübingen kommt seit 40 Jahren auf die Insel und ist sozusagen Spezialistin für Bücher über die Isla Bonita und die Kanaren, von denen sie schon sehr viele herausgegeben hat. Im Januar 2022 rief sie mich an und sagte, sie reise auf die Insel und wolle mein Manuskript „zur Einstimmung auf La Palma“ im Flugzeug lesen. Der Rest ist Geschichte…
Aber keine Angst: Weil selbst der stärkste Leser und die stärkste Leserin keine Horrorgeschichten am laufenden Band ertragen können, beschreibe ich in der Lavasteinzeit nicht nur die zum Teil beängstigenden Attacken des Monsters aus meiner Sicht. Zwischen diesen Kapiteln gibt es – sozusagen zum Durchatmen – Nachrichten über alles, was die Eruption auf La Palma auslöste. Außerdem erzähle ich von Erlebnissen mit tollen Menschen in den vergangenen 20 Jahren, die zum großen Teil in dem nun von der Katastrophe betroffenen Gebiet stattfanden. Denn ich lebte 15 Jahre lang in Puerto Naos, arbeitete an verschiedenen Orten im Aridanetal und zog 2016 nach El Paso.
Damit will ich etwas Grün in die Schwärze des Vulkanausbruchs malen. Ich möchte mit diesem Buch auch zeigen, dass nur ein kleiner Teil der Insel von den gnadenlosen Gesteinsmassen erdrückt wurde. Und dass mehr als 98 Prozent von La Palma nach wie vor mit traumhaften Landschaften und wunderbaren Menschen ein tolles Urlaubsziel sind. Jetzt mit einer weiteren Attraktion für Inselgäste: Das neue Meer aus Lava, über das nun eine Straße gebaut wird, die im Sommer 2022 fertig sein soll.
Im März 2022 ist das Buch Lavasteinzeit im Konkursbuchverlag Tübingen erschienen. Damit es kein staubtrockenes Schmökern wird, haben wir es mit sehr vielen Fotos illustriert – vom faszinierenden Feuerspucker und von rotglühender Lava, aber auch vom unglaublichen Sternenhimmel und von interessanten Leuten auf La Palma. Einige der Bilder sind von mir, doch die Lavasteinzeit konnte nur dank den sagenhaften Aufnahmen der talentierten Fotografen Facundo Cabrera und Giovanni Tessicini sowie den teils schon historischen Schnappschüssen vieler meiner FreundInnen so bunt und spannend werden.
Ich danke allen, die zu diesem Werk beigetragen haben, und wünsche Spannung beim Lesen – und Schauen!
Ihre Gudrun Bleyhl
P.S.: Auf Fragen meiner LeserInnen antworte ich gerne per E-Mail: lavasteinzeit@yahoo.com
Auf La Palma wird das Buch Lavasteinzeit in folgenden Geschäften verkauft:
- Im Souvenirgeschäft Sorpresa in Los Llanos an der Plaza.
- Im Buch- und Papierladen Guacimara von Pedro in El Paso, Avenida Islas Canarias 14 (Hiperdino liegt an dieser Hauptstraße vorne links, Pedro etwas weiter vorn auf der rechten Seite).
- In Santa Cruz in der Molina Artesanía in der Calle O´Daly 17 – dieses Geschäft hat auch eine Filiale in Los Cancajos. Außerdem im Buchladen Fideo in der Calle O´Daly 4.