Der Club der La Palma-Fans ist groß: Darin vereint sind Palmeros und Freunde der Isla Bonita aus aller Welt, die nur zeitweise hier leben oder immer wieder auf der Isla Bonita urlauben. Einige sind in der Lavasteinzeit verewigt – darunter auch Facundo Cabrera. Der Fotograf setzt selbst kleinste Wunder der Natur ganz groß ins Bild.
Facundo Cabrera:
Winzlinge ganz groß in Szene
Ohne ihn wäre mein Buch Lavasteinzeit längst nicht so schön geworden: Facundo Cabrera, einer der besten Amateurfotografen auf La Palma, stellte mir sensationelle Aufnahmen vom Vulkan und von Landschaften zur Verfügung, die ich selbst so nicht hinbekommen hätte. Der talentierte Mann nimmt allerdings nicht nur große Motive in den Fokus: Facundo ist inzwischen auch eine Kapazität für gestochen scharfe und überraschende Fotos von klitzekleinen Dingen.
2016 tauchte sein Name erstmals öffentlich auf: Der damals bei der Inselregierung angestellte technische Agraringenieur hatte eine Spezialkamera ausgetüftelt, mit der er winzige Pflanzensamen detailgetreu darstellen konnte. Ganz privat, als Hobby, mit eigenen Mitteln. Zusammen mit dem Botaniker Jaime Gil und dem Internetexperten Daniel Martín bastelte Facundo anschließend den Atlas Digital de Semillas.
Pflanzensamen von allen kanarischen Inseln sind in dieser für alle Menschen zugänglichen, kostenlosen Datenbank abgebildet und beschrieben. 2018 erweiterte das Trio seine Show der Mini-Schönheiten: Semillas aus Madeira, Makronesien und Afrika gesellten sich zu ihren kanarischen Schwestern.
Die Winzlinge unter die Lupe zu nehmen und abzubilden, erfordert freilich mehr als die von Facundo entwickelte Caja de Luz. Neben dem Lichtkasten investiert der Tüftler außerdem vier bis fünf Stunden Arbeit pro Sämchen: „Ich liebe die Herausforderung, das fast Unmögliche möglich zu machen“, beschreibt er seine Motivation. „Dafür ist es nötig, von jedem Objekt bis zu 200 Fotos zu schießen, die anschließend mit einem speziellen Programm addiert werden – es ist kompliziert wie ein Gehirn-Scan, aber nur so erreiche ich eine große Tiefenschärfe und den gewünschten 3-D-Effekt.“
In der Tat überraschen die Bilder von Facundo: Ein völlig unscheinbarer Pflanzensamen präsentiert sich plötzlich als kapriziöse Diva in manchmal unglaublichen Farben. Ganz klar, dass der auf der Vulkaninsel La Palma lebende Fotograf auf die Idee kam, die mikroskopisch kleinen Ascheteilchen der Feuerspucker unter die Lupe zu nehmen. Übrigens schon lange vor dem Ausbruch im September 2021 am Cabeza de Vaca. Bereits beim ersten Jahrestag des unterseeischen El Hierro-Vulkans präsentierte er Fotos von Pyroklasten vor den auf der Nachbarinseln versammelten Forschenden. „Die sagten zu mir, so etwas hätten sie noch nie gesehen“, freut sich Facundo. „Einen ähnlichen Katalog wie den Atlas de Semillas gibt es denn auch nur an der Uni Gröningen in Holland, aber nicht in gleicher Qualität, denn sie haben keine Caja de Luz.“ Kein Wunder, dass er 2020 seine Minikunst schon ganz groß bei einer Ausstellung im Kanarenparlament zeigen durfte.
Der etwas andere Fotograf lichtet seine Motive nicht nur in außergewöhnlicher Manier ab – die Motive an sich haben zum Teil ebenfalls Seltenheitswert. Die Samen stellen ihm oft Museen zur Verfügung, etwa die von einer Feige, die in der Mumie eines Guanchen gefunden wurde. Guanchen werden die UreinwohnerInnen auf anderen Kanareninseln genannt, auf La Palma heißen sie Benahoaritas.
Das Beste kommt wie immer zum Schluss: Facundo Cabrera ist der wohl großzügigste Fotograf, den ich kenne. Nicht nur mir hat er seine Bilder für mein Buch gratis zur Verfügung gestellt. Auch in einem Benefiz-Kalender vom Vulkanausbruch sind zwei seiner Werke vertreten – die Erlöse dieses Calendario Solidario kommen den Opfern der Naturkatastrophe zugute. Außerdem teilt er seine Fotos in den sozialen Netzwerken. „Ich mache die Bilder nicht, um sie zu behalten und nicht, um Geld damit zu verdienen“, sagt Facundo. „Im Gegenteil, dieses Hobby kostet mich Geld, der einzige Nutzen, den ich daraus ziehe, ist ein persönlicher: Ich zeige den Menschen etwas, was sie sonst nicht sehen können, und das reicht mir.“
Ich setze jetzt einfach noch ein paar Fotos von Facundo in den schwarzen Kasten. Seine Bilder sagen mehr als tausend Worte über die vielfältige Schönheit von La Palma. Fotos von links oben nach rechts unten: Welle, Vulkanausbruch, Wasserfall in der Caldera, Blick von La Palma nach Teneriffa auf den schneebedeckten Teide, Graja mit ihren berühmten roten Füßen, Vulkanasche unter Facundos Micro-Kamera, Wolkenmeer über La Palma, Blume mit Tautropfen. Klicken Sie doch mal drauf…