Am 19. September 2021 brach der Tajogaite auf La Palma aus
La Palma nach drei Jahren Wiederaufbau
Heute schreiben wir den 19. September 2024. Ein Schicksalsdatum in der Geschichte von La Palma und den Kanarischen Inseln, denn vor drei Jahren brach an diesem Tag der Vulkan Tajogaite aus. Die Lava überspülte mehr als 1.200 Hektar Land auf der Westseite der Insel und zerstörte fast 1.700 Gebäude.
Und wie ist der Stand im September 2024? Ein paar Eckdaten zeigen, dass zwar viel in Sachen Wiederaufbau geschah, aber nicht alle Menschen zufrieden sind.
- Durch die Initiative der Vulkanbetroffenen wurde das erste »Vulkangesetz« auf den Kanarischen Inseln entworfen und im Kanarischen Parlament eingebracht. Es soll den sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Wiederaufbau des von der Lava betroffenen Gebiets sichern.
- Zwei große Straßen wurden über die teils noch sehr heiße Lava gezogen, eine dritte ist im Bau und eine vierte geplant. Einige Vulkanbetroffene haben neue Häuser errichtet oder sind dabei, aber sehr viele wohnen nach wie vor in Containern, bei Verwandten, in Mietwohnungen. Manche Menschen sind von der Insel weggezogen.
- Die Plataforma de Afectados por la Erupción del Volcán de Cumbre Vieja 2021 ist mit dem Verlauf des Wiederaufbaus und dem Umgang mit den Vulkanbetroffenen unzufrieden und ruft deshalb heute erneut zu einer Demonstration auf. Diese findet auf der Plaza in Los Llanos von 12 bis 15 Uhr statt. Eine weitere Kungebung ist um 19 Uhr auf der Plaza von La Laguna angesagt. Auf seiner Facebook-Seite hat dieser Verein zum dritten Jahrestag des Tajogaite einen offenen Brief veröffentlicht. Noch mehr Infos gibt es in der Internetzeitung der Vulkanbetroffenen El Valle de Aridane.
- Die Asociación Tierra Bonita ist ebenfalls weiterhin am Kämpfen. Diese Vulkanbetroffenen wollen unbedingt die Protokolle und Aufzeichnungen der Sitzungen des Ausschusses für den vulkanischen Notfallplan PEVOLCA einsehen. Es geht um die Unterlagen der Tage und Stunden vor dem Ausbruch. Tierra Bonita will wissen, warum der Ausschuss die Vulkanampel bis zum Moment der Eruption auf Gelb statt auf Orange gelassen hatte. Und warum nicht evakuiert wurde, obwohl wissenschaftliche Hinweise vorlagen, dass der Ausbruch unmittelbar bevorstand. Denn aus diesem Grund konnten insbesondere die im Hochland von El Paraíso, Alcalá und El Frontón lebenden Menschen so gut wie nichts von ihrem Hab und Gut retten. Weil die Lava ihre Häuser so rasch verschluckte, hatten die Unversicherten von ihnen nicht einmal die Chance – wie die weiter unten in Todoque und La Laguna Lebenden – innerhalb von sieben Tagen noch schnell eine Hausversicherung abzuschließen. Die PEVOLCA-Protokolle würden wohl klären, warum nicht rechtzeitig der Notfall ausgerufen und evakuiert wurde. Und die Gerichte verlangen diese Aufzeichnungen von Tierra Bonita zur Beweisführung. Doch die Regionalregierung gibt sie nicht heraus, weil sie angeblich »vertraulich und nicht von öffentlichem Interesse« seien. Aber bezeugt nicht schon die Anfrage von Tierra Bonita das öffentliche Interesse? Deshalb hat diese Initiative angekündigt, bis zum Europäischen Gerichtshof zu gehen, um an die Dokumente zu gelangen.
- Laut der Stadtverwaltung von El Paso haben inzwischen mehr als 32.000 Menschen an Führungen um den Tajogaite teilgenommen. Diese Touren seien »heute die wichtigste organisierte touristische Aktivität auf La Palma, die dem Sektor der aktiven Freizeitgestaltung auf der Insel einen noch nie dagewesenen Aufschwung« verleihe.
- Am Krater werden auch drei Jahre nach der Eruption noch Temperaturen bis zu 673 Grad Celsius gemessen. Wie das Spanische Institut für Geologie und Bergbau (IGME) weiter mitteilt, zeigen die Thermometer an manchen Stellen der Straße von La Laguna nach Las Norias in nur eineinhalb Meter Tiefe bis zu 441 Grad an. Diese Verkehrsader und die neue Küstenstraße waren weltweite Pilotprojekte beim Straßenbau über junge Lava. Das IGME hat übrigens das weltweit erste System entwickelt, das das Abkühlen der Lava checkt. Und das geschieht, wie man inzwischen sieht, sehr langsam.