Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt Themen, die tauchen in den Nachrichten immer wieder auf, weil sich die Dinge weiterentwickeln. Um Ihnen einen Überblick zu verschaffen, liste ich hier die Beiträge auf, die in den LSB-News bisher zum immer weitere Kreise ziehenden Thema Bevölkerungswachstum auf den Kanarischen Inseln erschienen sind.
Ich denke gerade als Ausländer auf dem Archipel sollte man diese Vorgänge genau beobachten. Besonders deshalb, weil das Thema für Ängste unter den Canarios sorgt. Und was aus Furcht vor Fremden entstehen kann, sehen wir weltweit.
Das ist eines meiner Ziele im Lavastein-Blog: aufzeigen, wohin die Reise in unserer Wahlheimat Kanarische Inseln geht.
Gudrun Bleyhl
Beitrag in den LSB-Nachrichten im August 2024
Wirtschafts- und Sozialrat der Kanarischen Inseln zum Bevölkerungsanstieg
Neu: Digital-Nomaden im Visier
Die Zahlen des Nationalen Institus für Statistik (INE) sprechen eine deutliche Sprache, und im Parlament der Kanarischen Inseln ist das Thema wiederkehrend: Immer mehr Residenten in immer kürzerer Zeit. Mehr als eine halbe Million Zuwanderer in den vergangenen 25 Jahren haben die Einwohnerzahl auf rund 2,2 Millionen steigen lassen.
Nun hat sich auch der Consejo Económico y Social de Canarias (CES) mit dem Bevölkerungswachstum auseinandergesetzt. Und zwar in seinem Jahresbericht 2023, der jetzt vorgestellt wurde. Die demografische Herausforderung sei eines der wichtigsten und bedeutendsten Themen, so der Wirtschafts- und Sozialrat: »Wir müssen wissen, wie unsere Gesellschaft wächst und wie sie das Territorium beansprucht, um ihre künftige Entwicklung vorhersagen zu können, damit wir die Bedürfnisse der Kanarischen Inseln von morgen antizipieren können«.
Um die damit verbundenen Herausforderungen wie immer knapperen und teureren Wohnraum zu bewältigen, hat der Rat eine »detaillierte Analyse« des Themas empfohlen.
Dabei nimmt der CES eine Gruppe in den Fokus, der bisher kaum Beachtung geschenkt wurde: Insbesondere »der massive Zustrom digitaler Nomaden« übe Druck auf die lokalen Immobilienmärkte aus. Offenbar war die Politik der vergangenen Jahre, die Laptop-bewaffneten Beschäftigten und Selbständigen anzulocken – auch auf La Palma –, etwas zu erfolgreich. Laut CES ist diese Gruppe nun ein beträchtlicher Teil des Problems, das die Mieten steigen lässt.
Natürlich geht nicht alles aufs Konto der Digitalnomaden, auch der Massentourismus trägt dazu bei und ist der Hauptgrund für die im Frühjahr 2024 entflammten Proteste auf den Kanaren. Der Wirtschafts- und Sozialrat erklärt, dass die Bevölkerung der Kanaren von eigentlich knapp 2,2 Millionen durch die Gäste im Schnitt auf 2,5 Millionen Menschen ansteige. Dabei geht es dann nicht nur ums Wohnen, sondern auch um Herausforderungen wie Müll und Verkehr.
Last but not least verweist der CES in seinem Jahresbericht auf die ständig steigende Migration aus Afrika, die die sozialen und wirtschaftlichen Systeme der Kanaren obendrein belasten.
Beitrag in den LSB-Nachrichten im Mai 2024
Starkes Bevölkerungswachstum auf den Kanaren: Forderung nach Einschränkung der EU-Freizügigkeit
CC will Aufenthaltsgesetz für die Inseln
Die Kanarischen Inseln hatten Anfang 2024 mehr als 2,2 Millionen gemeldete EinwohnerInnen – im Jahr 2000 waren es noch rund 1,7 Millionen gewesen. Die Zunahme um inzwischen 575.000 ResidentInnen kam freilich nicht allein durch Geburten zu Stande, sondern durch ständige Zuwanderung vom spanischen Festland und dem Ausland. Das sorgt für Probleme in Bereichen wie Wohnen, Gesundheit, Wasser, Abfall und Verkehr sowie inzwischen für immer lautere Rufe nach Einschränkungen.
»Abgesehen von den Auswirkungen, die die Ankunft der Touristen mit sich bringt, ist der demographische Wandel die größte Herausforderung für die Kanarischen Inseln«, erklärte jetzt der Kandidat der Coalición Canaria (CC) für die Europawahlen, Carlos Alonso. Und schon hat er »13 Ausnahmen vom Grundsatz der Freizügigkeit in der Europäischen Union in Gebieten mit hohem Bevölkerungsdruck« ausfindig gemacht. Zur Erinnerung: Unter Freizügigkeit innerhalb der EU versteht man, dass UnionsbürgerInnen das Recht haben, sich nahezu ohne Beschränkungen und ohne besondere Erlaubnis in den anderen Staaten aufzuhalten und dort erwerbstätig zu sein. Alonso glaubt im Blick auf die halbe Million NeubürgerInnen der vergangenen 25 Jahre, dass ein »Aufenthaltsgesetz für die Kanarischen Inseln nötig ist« und auch »erreicht werden kann«.
Immerhin beträgt die Zunahme im Inselschnitt knapp 30 Prozent, auf Fuerteventura hat sich die Zahl der ResidentInnen seit der Jahrtausendwende sogar verdoppelt. Und der CC-Europakandidat zitiert INE- und Eurostat-Prognosen, die voraussagen, dass der Drang auf die Inseln der Glückseligen nicht abreißen wird: in den kommenden 15 Jahren könnten sich weitere 350.000 Personen auf den Kanaren niederlassen.
Das wollen die Nationalisten verhindern. Alonso: »Die CC ist die einzige Partei, die diese Probleme diskutiert, und wir sind die Einzigen, die ein eigenes Programm für die Kanaren und für jede einzelne Insel haben«. Um das Bevölkerungswachstum zu dämpfen, schlägt die Coalición Canaria Steuern für Neuansässige, allerdings nicht rückwirkend, oder auch Steuern beim Erwerb von Zweitwohnungen durch Nichtansässige vor. »Unser Status in der EU bedarf eines Anstoßes, einer Überprüfung, einer Verbesserung der derzeitigen Regelung, denn sie wurde 1991 festgelegt, und Europa hat sich seither stark verändert«, so EU-Kandidat Alonso. »Die Themen sind nicht dieselben und die Welt ist nicht dieselbe, deshalb müssen die Rechte der Kanaren auch im Hinblick auf die Freizügigkeit verteidigt werden.«